Tempo 30 wird immer mehr zum Thema in sehr vielen Gemeinden. Denn irgendwie muss man den weiterhin ansteigenden Autoverkehr in den Griff bekommen. Ist es wirklich eine Lösung? Ist es Fluch oder Segen?

Tempo 30 in Ebensee?

Gleich vorweg: Eine eindeutige Antwort ist kaum möglich. Zu viele Faktoren spielen eine Rolle, und deswegen wird das Thema auch bei uns in der BÜFE durchaus kontroversiell diskutiert. Aber eine Tendenz ist doch recht eindeutig erkennbar.

Seit einiger Zeit geistert der Gedanke durch den Verkehrsausschuss, ob es nicht vernünftig sei, für Ebensee Tempo 30 zu verordnen. Aus dem Jahr 1994 stammt eine Verkehrsstudie, welche dies dringend empfahl. Aber es scheint sich niemand so richtig ernsthaft damit beschäftigen zu wollen. Zu ungewiss ist , wie die Mehrheit der Bevölkerung darauf reagieren könnte. Wir vermuten, dass in einem Wahljahr niemand ein Wahlkampfthema daraus machen will, deshalb diese Verzögerungstaktik. Die BÜFE scheut das Thema jedoch nicht, denn politisches Taktieren war noch nie eine hervorstechende Eigenschaft von uns.

Ist Ebensee für Tempo 30 geeignet?

Für kompakte, eher städtische Gemeinden steht die Eignung für Tempo 30 laut Fachleuten außer Frage. Nicht so eindeutig sieht das für Gemeinden wie Ebensee aus. Das kaum vorhandene Zentrum und die starke Zersiedelung des weiteren Ortsbereichs werfen viele Fragen auf. Vermehrte Bautätigkeit und das Zusammenwachsen einst verstreuter Siedlungen verändern aber das Gesamtbild. Darum sollten die Vor- und Nachteile genau geprüft und vorurteilsfrei betrachtet werden.

Welche Nachteile entstehen durch Tempo 30?

Längere Fahrzeiten für Fahrten von A nach B. Das ist der augenfälligste Nachteil. In Wirklichkeit ist er aber erstaunlich gering. Im Kasten unten sieht man den Zeitverlust in Minuten für einige recht übliche Fahrtstrecken. Wir bewegen uns im Bereich von einer bis zu vier Minuten bei längeren Fahrten.

Zeitverlust bei Tempo 30

Mangelnde Akzeptanz durch die Bevölkerung. Es gibt in Ebensee einige Straßenabschnitte, bei denen das Tempolimit auf heftiges Unverständnis stoßen wird. Denn Einsicht und den Willen zur Reduktion des Tempos gibt es vor allem im dichter bebauten Gebiet mit engen Straßen. Für viele aber nicht einmal dort, wie man in der Hauptstraße oft sieht.

Welche Vorteile entstehen durch Tempo 30?

Ganz oben steht die Sicherheit. Bei Tempo 30 reduziert sich der Anhalteweg eines Autos um die Hälfte. Mag rein rechnerisch falsch klingen, ist aber bedingt durch die höhere Geschwindigkeit während der ungebremsten Schrecksekunde.

Anhalteweg Vergleich Tempo 30 vs 50

Die deutliche Verringerung der durchschnittlich gefahrenen Geschwindigkeit. Auch wenn nicht alle Tempo 30 einhalten, so reduziert sich dennoch die Spitzengeschwindigkeit. Wodurch FußgängerInnen und RadfahrerInnen wesentlich sicherer unterwegs sind und diese Fortbewegungsarten angenehmer und attraktiver werden.

Die Lärmbelastung für AnrainerInnen nimmt deutlich ab und die Lebensqualität zu, was gerade für den Ortskern, wo wir mit Leerständen zu kämpfen haben, ein wichtiges Thema ist.

Ebensee ist ein Ort ohne Gehsteige. In den meisten Ortsteilen sind zu Fuß gehende Menschen auf die Straße angewiesen. Tempo 30 ersetzt keinen Gehsteig, macht aber die Begegnung von Autos und Menschen auf der Straße fairer und sicherer.

Der Geschwindigkeitsunterschied zwischen Auto und Fahrrad verringert sich. Dadurch entsteht ein angenehmeres Gefühl für beide Seiten.

Der bereits bestehende Fleckerlteppich an Geschwindigkeitsbeschränkungen und Zonen würde sich erledigen. Sozusagen gleiches Recht für alle.

Insgesamt überwiegen für uns deutlich die Vorteile, weil sie ein rücksichtsvolles und lebendiges Miteinander auf unseren Straßen ermöglichen.

 

Christa Tatar

Dipl. Ing.in Christa Tatár

Christa ist unsere Fachfrau für Bau, Verkehr, Raum- und Ortsplanung. Sie ist Ersatzgemeinderätin und Mitglied im Ausschuss für Bau, Verkehr, Straßen und örtliche Raumplanung. Zusätzlich engagiert sie sich ganz besonders in Umwelt- und Sozialangelegenheiten.

 

Hans Schilcher

GV Hans Schilcher

Hans ist unser Fachmann für Kommunikation. Wenn Sie also unsere Texte nicht verstehen, zeigen Sie mit dem Finger auf ihn. Er ist Gemeindevorstand und Obmann des Ausschusses für Jugend, Europaangelegenheiten und Integration. Als überzeugter Europäer, Gutmensch und immer noch jugendlicher Heißsporn damit am richtigen Platz.

 


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