Am 27. November lud die Gemeinde zu einer Informationsveranstaltung für GemeinderätInnen mit dem Gewässerbezirk Gmunden ein. Thema war die Vorstellung der aktualisierten Bewertung des Restrisikos im Falle eines Hochwassers für Ebensee. Seitdem schlagen die Wellen hoch – zum Glück nur im Gemeindeamt und nicht in der Traun …
NEUER GEFAHRENZONENPLAN
Für das Abflussgebiet der Traun gibt es eine vom Gewässerbezirk Gmunden erstellte Gefahrenzonenplanung. In dieser werden Gefährdungen und voraussichtliche Schadenswirkungen durch Hochwasser dargestellt und bewertet. Gefahrenzonenpläne sind die Grundlage für Raumplanung, Siedlungsentwicklung und für die Durchführung von Maßnahmen zum Schutz gegen Hochwasser. Sie liegen am Gemeindeamt auf, können aber auch im Rauminformationssystem OÖ. (DORIS) eingesehen werden.
Der noch gültige Gefahrenzonenplan für Ebensee stammt aus dem Jahr 2000, eine Überarbeitung steht an. Im Rahmen der Überarbeitung gibt es in Zukunft die Vorgabe, auch Zonen auszuweisen, die ein „Restrisiko für hundertjährige Hochwässer und darüber“ aufweisen. Dies sind Flächen im Talboden Ebensee, die im Falle eines Hochwassers, für das die Schutzanlagen nicht ausreichen, überflutet werden. Bereits seit einigen Jahren ist sowohl im Raumordnungs- und Bautechnikgesetz vorgeschrieben, dass in Risikogebieten auch hinter Schutzanlagen hochwassersicher gebaut werden muss.
WIE DER PLAN ERSTELLT WIRD
Aufgrund von digitalen Vermessungsdaten wird ein sehr genaues Geländemodell im Computer erstellt. Hinzugefügt werden die größere Vegetation und die Bebauung. So entsteht ein digitales Modell, das für spezielle Simulationssoftware zur Verfügung steht und dieser entsprechende Berechnungen ermöglicht. Diese Software zeigt als Ergebnis die Wasserhöhen für Hochwässer. Klingt ein wenig nach Spielerei, ist aber ein teurer und hochtechnisierter Prozess - zwar nicht hundertprozentig fehlerfrei, aber wesentlich genauer als früher.
AB WANN DER NEUE PLAN GILT
Da aktuell vom Gewässerbezirk ein Hochwasserschutz-Projekt für die Traun geplant wird und kurz vor der Umsetzung steht, konnte die Bewertung des Restrisikos vorgezogen werden. Das letztgültige Modell ist noch nicht bis ins letzte Detail fertig, einige neuere Aufschüttungen müssen berücksichtigt und eingerechnet werden. Gravierende Veränderungen gegenüber dem im November vorgestellten Plan sind nicht zu erwarten. Damit hat die Gemeinde Ebensee in Kürze Zugang zu Daten, die sehr genau zeigen, welche Bereiche des Ortsgebiets bei einem extremen Hochwasser betroffen sind und in welchem Ausmaß. Voraussichtlich wird der Plan ab Ende Februar / Anfang März für vier Wochen im Gemeindeamt zur Ansicht aufgelegt und Mitarbeiter des Gewässerbezirks stehen für Anfragen und Beratung zur Verfügung. Die Gemeinde muss allerdings die neu erlangten Erkenntnisse für alle Vorhaben jetzt schon berücksichtigen!
HOCHWÄSSER UND DIE STATISTIK
Wer sich mit Hochwässern etwas beschäftigt, wird zwangsläufig schon über die Kürzel wie HQ100, HQ50 oder HQ30 gestolpert sein. Ein HQ100 bezeichnet nichts anderes als ein hundertjähriges Hochwasser. Sprich, ein Ereignis, das statistisch gesehen einmal in hundert Jahren eintritt. Weil es aber reine Statistik ist, liegt hier die gemeine Falle. Es bedeutet nämlich keinesfalls, dass man nach einem hundertjährigen Hochwasser wieder hundert Jahre Ruhe hat und auf der sicheren Seite ist. Die HQ-Werte müssen laufend an die realen Geschehnisse angepasst werden. Das betrifft auch die Schutzbauten. War ein Damm vor 30 Jahren für ein HQ100-Ereignis ausgelegt, reicht er künftig möglicherweise nur mehr für ein HQ50-Hochwasser. Die Werte verschieben sich aktuell leider nach oben. Entsprechende Anpassungen der Schutzbauten und der Gefahrenzonen sind daher notwendig.
HOCHWASSERSCHUTZ
Der Traundamm und die Schutzmauer im Bereich der Ischlerstraße sind auf ein HQ100, also auf ein statistisch hundertjähriges Hochwasser ausgelegt. Diese Schutzbauten wurden ab 1956 errichtet und nach dem großen Hochwasser 2002 verstärkt.
Ein Schutz vor allen möglichen Hochwässern ist das jedoch nicht. Denn die Grenze nach oben hört leider nicht bei HQ100 auf. Wie bereits gesagt, können sich die Werte durch klimatische Veränderungen, aber auch durch Änderungen im Naturhaushalt (Verschwinden der Bergwälder, Bodenversiegelung etc.) zu unseren Ungunsten verschieben. So schlimm die Hochwässer 2002 und 2013 auch waren, sie könnten noch dramatischer ausfallen. Vom letzten katastrophalen Hochwasser in den 20er-Jahren gibt es Fotos im ersten Stock des Gemeindeamts zu sehen.
Wir sehen also, eine hundertprozentige Sicherheit kann und wird es nicht geben. Bei größeren Ereignissen als 2002 und 2013 kann es passieren, dass der Talboden geflutet wird, weil die Traun in einem Bereich über die Ufer tritt, wo es noch keinen Damm gibt. Es kann auch sein, dass der Damm versagt, weil beispielsweise Brückenteile, die traunaufwärts weggerissen wurden, sich verkeilen und den Damm beschädigen. Eine weitere, große Gefahr stellen Verklausungen dar.
ROTE FLECKEN
Im Gefahrenzonenplan werden die Risikogebiete als rote oder rot schraffierte Flächen dargestellt. Neu- oder Umbauten müssen bestimmte Auflagen erfüllen. So muss unter Umständen das Erstgeschoß hochwassersicher ausgeführt oder höhergelegt werden, was aber wiederum dem Ortsbildkonzept widersprechen könnte. Die Gemeinde ist jedenfalls als Baubehörde in der Pflicht, bei Bewilligungen die geltenden Vorschriften peinlichst zu beachten. Diese Verpflichtung ist ohnehin nicht neu und besteht seit Jahren - jetzt eben auf etwas anderen Füßen.
Es hat sich übrigens nicht so extrem viel geändert, wie man glauben könnte. Der überwiegende Teil der ausgewiesenen „roten Flecken“ ist zumindest der schon etwas älteren Bevölkerung sowieso als gefährdet bekannt. Es mag unangenehm sein, die Freiheit beim Bauen teils einschränken zu müssen, zur Sicherheit im Fall des Falles ist es aber unumgänglich.
So schön die Traun ist und so sehr sie den Reiz unserer Landschaft ausmacht, so birgt sie wie jedes Gewässer leider auch das Risiko zu Überschwemmungen. Die Lage Ebensees am Traunsee (Anstieg des Sees bzw. des Grundwasserspiegels) verschärft im Hochwasserfall die Lage noch mehr. Darum ist es auch unbedingt notwendig, sich mit diesen Risiken auseinanderzusetzen. Durch die Daten, die der Gewässerbezirk jetzt zur Verfügung gestellt hat, sind wir als Gemeinde viel besser in der Lage diese Risiken einzuschätzen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen.
Für die BÜFE war die Präsentation der Restrisiko-Bewertung im November eine nicht wirklich willkommene, aber erwartete Bestätigung unserer Sorgen. Denn seit Beginn warnen wir vor Hochwasserrisiken und die dadurch gebotene Vorsicht bei Umwidmungen und Planungen. Bei unserer Zukunftsschmiede 2014, die wir zum Thema „Hochwasser in Ebensee - Tendenz steigend?“ veranstalteten, war Ing. Wilhelm Laimer, Leiter des Gewässerbezirks Gmunden, einer unserer Referenten. Ein Zitat von ihm, das heute noch genauso aktuell ist wie 2014: „Nach dem Hochwasser ist vor dem Hochwasser“.
Dipl.Ing.in Christa Tatár | GV Hans Schilcher