Die Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung haben eindrucksvoll vor Augen geführt, wie wichtig der Zugang zu Breitband-Internet für einen großen Teil der Menschen bereits geworden ist. Home-Office und Home-Schooling sind die Schlagwörter und bekanntesten Lebensbereiche, welche ohne verlässliches und leistungsfähiges Internet nicht auskommen. Aber auch der Zugang zu Information und Unterhaltung, der Kontakt zum Freundeskreis und zur Verwandtschaft war und ist ohne Internet für viele Menschen nur eingeschränkt möglich. Selbst im Vereinsleben konnten Kontakte zumindest per Videokonferenz noch halbwegs aufrecht gehalten werden.
Bild: Die Grafik wurde dem Breitbandatlas Österreich entnommen. Sie zeigt die Verfügbarkeit von Bandbreite in Ebensee. Je dunkler, desto besser. breitbandatlas.gv.at
Wenn die Kinder ihre benötigten Lernmaterialien herunterladen müssen, während ein Elternteil an einer Videokonferenz teilnimmt, dann kommt in vielen Haushalten die Internetleitung ins Schwitzen. Kann man beim Schauen von Filmen über Ausfälle noch gnädig darüber hinwegsehen, ist das im Beruf und beim Folgen des Unterrichts nicht ganz so locker zu sehen. Das bringt Ärger und für Stress ist dann mehr als ausreichend gesorgt.
Seit Jahren hört man immer wieder, dass ein Breitbandzugang zum Internet zur Grundinfrastruktur einer Gemeinde gehört. Also auf einer Stufe mit Wasserleitungen, Stromversorgung, Straßen und Kanal. Seit der Pandemie klingt das auch für die Skeptischen nicht mehr maßlos übertrieben.
Ob sich in Österreich der Trend zur Arbeit in den eigenen vier Wänden durchsetzen wird, bleibt fraglich. In vielen Ländern ist er nicht mehr aufzuhalten. Sowohl Arbeitgebende als auch Arbeitnehmende sehen mehr Vor- als Nachteile. Gerade in hochqualifizierten Berufen ist die Möglichkeit für zumindest teilweises Home-Office ein Kriterium, ob sich jemand für die eine oder die andere Firma entscheidet.
Für ländliche Gemeinden ist dieser Trend eine große Chance. Wer von überall arbeiten kann, wird vielleicht das Land als Wohnsitz wählen. Wer Kultur ohnehin meist online genießt, muss nicht in der Stadt wohnen. Vielleicht kann sich dadurch die eher beängstigende Vorhersage der UN, dass bis 2050 rund 80% der Menschen in Städten wohnen werden, doch als falsch erweisen. Landflucht wird zur Flucht aufs Land?
DSL
Ist fast überall verfügbar und funktioniert über die normale Telefonleitung. Die Bandbreite ist sehr beschränkt, die Stabilität abhängig von Entfernung zum Verteiler, Kabel uvm.
DSL / Hybrid
Ist abhängig von der Telefonleitung und der Leistung des Mobilfunkmastes. Die Bandbreite wird mittels Mobilfunk aufgestockt.
TV-Kabel
Ist in Ebensee weiträumig verfügbar und geht über Koax-Kabel des Kabel-TV-Anschlusses. Die Bandbreite ist relativ hoch. Als geteiltes Medium ist es abhängig von der Anzahl der User. Typisches Phänomen: Zur Hauptabendzeit sinkt die reale Bandbreite.
Glasfaser (FTTH)
Glasfaserkabel geht direkt ins Haus. Als in der Theorie ungeteiltes Medium bietet es die höchste Bandbreite und zuverlässige Stabilität.
Um diese Chance zu nutzen, braucht es die nötigen Rahmenbedingungen - also Breitband für alle. In Ebensee haben wir Glück und Pech gleichzeitig. Vor Jahrzehnten wurde der Ort sehr flächendeckend vom damaligen Kabelfernsehbetreiber Elektro Neuböck an ein Kabelnetz angebunden. Dieses wird heute auch für Kabelinternet genutzt. Allerdings verhindert das auch den Zugang zur Breitbandförderung, weil laut Betreiber ohnehin genügend Leistung zur Verfügung steht. Kabelinternet ist ein geteiltes Medium, man teilt sich die Gesamtleistung mit allen anderen. Wird das zu viel, reduziert sich die Bandbreite für einzelne Anschlüsse automatisch. Ein ähnliches Problem wird sich auch für das hochgejubelte 5G-Netz auftun. Zukunftssicher ist daher nur Glasfaser in jedes Haus.
Glasfaserkabel sind die beste Lösung, aber auch teuer. Ohne Förderung rechnet sich eine Neuverlegung für Betreiber nur im Zuge von Baumaßnahmen. Durch den Kanalbau kam Langwies als einziger Ortsteil deshalb zu einer Glasfaseranbindung durch die EnergieAG.
Um ganz Ebensee mit Glasfaser zu versorgen und die selbst geschaffene Infrastruktur zu vermieten, müsste die Gemeinde zwischen 1,5 und 2,5 Millionen aufwenden. Ein großes Vorhaben, das in der aktuellen Finanzlage kaum denkbar erscheint. Aber eine Investition in die Zukunft, die sich langfristig für den Ort rechnen würde.
Hans Schilcher
Lebt und werkt in Ebensee, dem Mittelpunkt eines digital vernetzten und globalen Dorfes.