Unter den sorglosen Umgang mit baukulturell wertvoller Substanz soll und muss auch in Ebensee endlich ein Schlussstrich gezogen werden. Allzu viel ist ohnehin nicht mehr vorhanden und das wenige Verbleibende soll bewahrt werden.

Das ehemalige Gebäude der Salinendirektion (Verwesamt) aus dem Jahr 1605 wird seit 1974 vom museum.ebensee genutzt.

Was macht einen Ort von anderen unterscheidbar? Was macht ihn zu etwas Besonderem? Abgesehen von der prägenden Landschaft, sind das sicherlich seine Gebäude, die durch Bauweise, verwendete Baumaterialien und Umgang mit Grund und Boden viel über die Menschen und ihre Lebensweise aussagen.

So auch in Ebensee, wo im Bereich von der Traunbrücke bis zum Friedhof die Gebäude vom Leben mit der ständig präsenten Hochwassergefahr, aber auch vom Alltag der kurzen Wege zu Fuß (Gässchen, Abkürzungen, Stiegen) zeugen. Prägend war hier die Nähe zur Industrie und den Arbeitsplätzen sowie zu Handel und Gewerbe, während andere Ortsteile bei sehr genauem Hinsehen noch die einst bäuerliche Lebensweise erahnen lassen.

Studierende der TU Wien haben sich im Rahmen einer Lehrveranstaltung im Frühling 2023 intensiv mit der Geschichte der Baukultur in Ebensee beschäftigt. Anfang Oktober wurden die Ergebnisse präsentiert. Neben einer planlichen Darstellung von Gebäuden, die im „alten Ortskern“ eine besondere Bedeutung, sei es geschichtlich, kulturell oder strukturell, haben, wurden auch die Besitzer:innen der Gebäude in das Projekt mit­ein­bezogen. Dass so viele Interessierte der Einladung folgten, ist sehr erfreulich. Zeigt es doch deutlich, dass das Thema Baukultur einen sehr hohen Stellenwert in der Bevölkerung hat.

Um baukulturell wertvolle Gebäude zu erhalten und falls nötig an heutige Bedürfnisse zu adaptieren, braucht es in erster Linie die Bereitschaft der Besitzer:innen, aber auch die Wertschätzung der Öffentlichkeit, dass diese Gebäude einen hohen Wert besitzen, und natürlich die nötigen finanziellen Mittel. Dass es nun vom Land OÖ eine Leerstandsinitiative gibt, welche die Mittel für die Sanierung und Mobilisierung von Leerstand, aber auch für Maßnahmen rund um die Gebäude (Außenflächen) bereitstellt, war längst überfällig. Bei der Veranstaltung im Oktober wurden dazu auch die wichtigsten Daten präsentiert.

Nun bleibt zu hoffen, dass die Daten, die erhoben wurden, und die unterschiedlichen Aktivitäten, die es in Ebensee derzeit rund um Baukultur und Leerstand gibt, in konkreten Projekten resultieren, damit hoffentlich nicht noch mehr bau­kulturell wertvolle Gebäude abgerissen werden oder bei Sanierungen genau das, was sie besonders macht und vom baulichen Einheitsbrei unserer Zeit abhebt, für immer zerstört wird.

 

Christa Tatár

Christa Tatár

Gemeindevorständin
Obfrau Umweltausschuss
Obmannstellvertreterin Bauausschuss