Wahlen - Ein Nachteil der Demokratie? Ein Kommentar von Gemeindevorstand Hans Schilcher.

Gemeindevorstand Hans Schilcher

Zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Kommentars wusste ich noch nicht, wie die EU-Wahlen ausgegangen sind. Leider, denn sonst könnte ich meinen Blick in die Zukunft teuer verkaufen und wäre mit diesen hellseherischen Fähigkeiten rasch ein gemachter Mann. Dem Jugendzentrum eine 7-Tage-Woche aus eigener Tasche finanzieren? Einen neuen Skater-Park stiften? Einem Jugendrat ein Budget für Projekte zur Verfügung stellen? Jedes Jahr Workshops mit Jugendlichen, wie nachgefragt, in den Partnerstädten? Alles kein Problem.

Es ist schwül im Büro. Ich scheine wohl etwas eingenickt zu sein und habe meine Tagträume in die Tastatur geklopft. Alles leider nur wenig realistische Träumereien, denn ich bin kein Hellseher und wir haben im Ort keinen Großsponsor, der mit Sprudelwasser und Koffein in Dosen Milliarden anhäuft. Weiter mit dem Gedanken, auf den mich die EU-Wahlen gebracht haben.

Wahlen sind ein Nachteil von Demokratien. Oh, ich weiß, was Sie denken. Und sie liegen völlig falsch. Selbstverständlich sind demokratische Wahlen eine große und hart erkämpfte Errungenschaft. Ich halte die Stimmabgabe bei Wahlen geradezu für eine Pflicht. Wer nicht wählt, lässt andere über sich bestimmen!

Der große Nachteil von Wahlen liegt bei den Gewählten. Oder präziser: bei jenen, die gewählt oder wiedergewählt werden wollen. Das ist unabhängig von politischer Richtung oder Person – Ausnahmen bestätigen die Regel – gemeint. Sie ahnen, worauf ich hinaus will? Schauen wir mal.

Um möglichst viele Stimmen zu gewinnen, muss dem gern beschworenen Volk aufs Maul geschaut werden. Damit die eigene Person oder Partei gut dasteht, wird jede Entscheidung oder Forderung daraufhin abgeklopft, ob sie denn populär ist und möglichst wenig Leute vergrault. Selbst ein als sinnvoll und richtig empfundenes Vorhaben wird fallen gelassen, wenn es unpopulär oder nur ein Randthema ist. Lobbyismus verschärft das alles noch zusätzlich. Ganz krass wird es, wenn die Rahmenbedingungen keine völlig freie Hand erlauben – siehe dazu den Artikel Mysterium der freiwilligen Leistungen. In einem solchen Umfeld wird erbittert um die Mittel gekämpft und Vorhaben, die eher Minderheiten betreffen und weniger Beachtung finden, haben es schwer.

Haben Sie bemerkt, dass ich klammheimlich hier auch Lobbyismus betrieben habe? Ebenso wie das meine geschätzte Kollegin Christa Tatár in ihrem noch folgendem Kommentar tun wird. Als Entschuldigung sei erwähnt, dass wir es für unsere Klientel und Anliegen, nicht für die Partei tun. Was bleibt sonst auch schon übrig?

 

Hans Schilcher

Hans Schilcher

Gemeindevorstand
Obmann Jugendausschuss
Mitglied Verkehrsausschuss
Ersatzmitglied Umweltausschuss