Salzkammergut Shuttle für Ebensee?

: Veröffentlicht: 26. Juni 2024

Wie erreicht man Zug und Bus? Wie gelangt man im Ort zum Einkaufen, zur Ärztin oder zu Behörden? Ist das eigene Auto die einzige Lösung? Diesen Fragen muss man sich überall im ländlichen Raum stellen und nach Lösungen suchen.

Salzkammergut Shuttle - Geplante Haltepunkte bei Vollausbau in Ebensee

Ebensee ist mit Bahn und Bus im Vergleich zu vielen anderen Gemeinden im ländlichen Raum relativ gut an den öffentlichen Verkehr angebunden. Wie fast überall außerhalb größerer Städte sieht es aber bei der Erreichbarkeit der Haltestellen und den Taktzeiten viel schlechter aus. Vor allem in entlegeneren Ortsteilen bleibt bei schlechter Witterung oder auch an Wochenenden nur die Fahrt mit dem eigenen Auto. Das gilt nicht nur für die Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel, auch innerörtliche Wege sind davon in noch größerem Ausmaß betroffen.

Als Lösung des Problems der letzten Meile (siehe Die letzte Meile) und der Mobilität im Ort wird in vielen Regionen das System der Anrufsammeltaxis gesehen. Auf fixen Routen und zu bestimmten Zeiten fahren diese auf Bestellung, sammeln die Fahrgäste an den Haltepunkten und bringen sie zu ihren Zielen. Weil jede Fahrt bestellt werden muss, kann die Zentrale eine bestmögliche Auslastung des Fahrzeugs koordinieren. Im Gegensatz zum herkömmlichen Taxi werden Fahrten im Idealfall also gebündelt und nur innerhalb von Haltepunkten geführt. Die Fahrt von Haustür zu Haustür zur individuell gewünschten Zeit bleibt nach wie vor den Taxiunternehmen vorbehalten. Nur so kann dieses System wirtschaftlich sinnvoll und zu leistbaren Preisen betrieben werden.

Mit dem Salzkammergut Shuttle wurde von der Ferienregion Traunsee-Almtal das bereits länger bestehende System des Traunsteintaxis fast auf die ganze Kulturhauptstadt-Region ausgeweitet. Die Fahrten werden von lokalen oder regionalen Taxiunternehmen durchgeführt, womit Arbeitsplätze erhalten werden und Wertschöpfung in der Region bleibt. In Ebensee werden zurzeit Wanderziele (z.B. Langbathsee, Offensee und Langwies) angefahren und das Angebot wird von Einheimischen und Gästen gut genutzt. Für Alltagswege ist es allerdings nur eingeschränkt tauglich, da es im Ortszentrum lediglich Haltepunkte bei den Bahnhöfen und im Trauneck gibt (mehr dazu auf der Rückseite).

Deshalb wurde mit der Ferienregion Traunsee-Almtal ein Konzept erarbeitet, das in Ebensee zirka 30 bis 35 Haltepunkte für bestmögliche Erreichbarkeit vorsieht. Damit soll eine zumindest stündliche Verbindung von allen Ortsteilen ins Ortszentrum und zurück entstehen. Eine wichtige Zielgruppe sind ältere Menschen, die durch dieses Angebot eigenständig zur Ärztin, zum Einkauf oder ins Kaffeehaus kommen. Aber auch für Jugendliche und Erwachsene, die keine eigene Fahrgelegenheit zur Verfügung haben, verbessert sich damit die individuelle Mobilität im Ort. Selbst fitte und sportliche Menschen werden bei Schlechtwetter oder winterlichen Straßenverhältnissen wahrscheinlich gerne auf dieses Angebot zurückgreifen. Manchen wird es eventuell sogar helfen Geld zu sparen, wenn auf ein zweites oder gar drittes Auto verzichtet werden kann.

Für die Gemeinde würde dieses Angebot derzeit € 22.100,- pro Jahr kosten. Die Mittel müssten aus dem Topf der freiwilligen Leistungen (Zum Artikel über freiwillige Leistungen) bezahlt werden. Ein Topf, für den es viele Begehrlichkeiten gibt und dessen Mittel mit Bedacht eingesetzt werden müssen. Vom zuständigen Ausschuss gab es eine einstimmige Empfehlung, noch heuer das Salzkammergut Shuttle als Mobilitätsangebot für die lokale Bevölkerung auszubauen. In der Gemeinderatssitzung im April konnte allerdings keine Mehrheit für den Antrag gefunden werden. Von der SPÖ, FPÖ und Teilen der ÖVP wurde der Punkt mehrheitlich zur weiteren Beratung über die Finanzierung an den Finanzausschuss verwiesen. Im Ausschuss wurde dann leider keine Entscheidung getroffen, aber bis zur nächsten Gemeinderatssitzung soll zumindest Klarheit über die bereits verplanten freiwilligen Leistungen geschaffen werden.

Wir sind uns bewusst, dass die Finanzierung des Salzkammergut Shuttles und der Abschluss eines Dreijahresvertrags Mittel aus den freiwilligen Leistungen bindet, die auch anderweitig ausgegeben werden könnten und anderswo dann fehlen. Letztendlich ist es eine politische Entscheidung bezüglich der Prioritäten, die man mehrheitlich setzen will. Es wäre eine Entscheidung für sozial gerechte Mobilität, damit alle Ebenseerinnen und Ebenseer Zugang zu öffentlichem Verkehr haben und sich eigenständig im Ort bewegen können. Das Salzkammergut Shuttle ist aus unserer Sicht momentan der beste Weg dies zu erreichen.

Es ist uns ebenfalls bewusst, dass man mutmaßlich immer noch auf eine Wiederbelebung des auch von uns geschätzten BIS-Mobil hofft. Wir schätzen jedoch die Chancen dafür als äußerst gering ein. Außerdem war dieses niemals für die breite Öffentlichkeit gedacht.

DIE LETZTE MEILE

Die Fahrt mit der Bahn von Wien nach Ebensee ist kein Problem. Aber wie kommt man vom Bahnhof nach Hause? Mangels Alternativen oder schlechter Witterung erfolgt dieser letzte Abschnitt der Reise – die letzte Meile – meist mit dem Auto. Geht eine Reise über kürzere Strecken, steht der Aufwand des Umstiegs von Auto auf Bahn oder Bus in einem schlechten Verhältnis und die Strecke wird gleich mit dem eigenen Fahrzeug bewältigt. Der öffentliche Verkehr verliert das Rennen um die Gunst somit durch das Problem der berüchtigten letzten Meile. Im ländlichen Raum ist dies naturgemäß besonders ausgeprägt und auch die gesamte Mobilität innerhalb des Ortsbereiches ein schwer zu lösendes Letzte-Meile-Problem.