Bevor das Flüchtlingsthema in Ebensee Wellen schlägt, wollen wir von der BÜFE eine sachliche Information bieten und auch unseren Standpunkt darlegen.
Eine neue Heimat in Ebensee
Wir sind überzeugt, dass Ebensee mit 7800 EinwohnerInnen es sicher schaffen wird, 28 geflüchteten Menschen Heimat zu geben.
Ebensee hat nach dem 2. Weltkrieg in Zeiten großer Not bewiesen, dass noch Platz für Menschen ist, die alles verloren haben.
Auch beim Balkankrieg 1992 war die Unterbringung und Betreuung der Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien kein Problem. Viele sind geblieben, haben sich problemlos in unsere Heimatgemeinde integriert und hier ein neues Zuhause gefunden.
Auch 2015 werden wir Ebenseer und Ebenseeerinnen beweisen, dass ein gutes Miteinander entstehen kann.
Ähnlich wie in anderen Gemeinden (Vorbild ist Altmünster) soll eine Plattform zur Integration der AsylwerberInnen entstehen, bei der Parteien, Pfarre, Vereine und die Zivilgesellschaft eingebunden sind. Wir wollen diese Menschen offen willkommen heißen und ihnen mit vereinten Kräften und gutem Willen ein menschenwürdiges Leben in Ebensee ermöglichen.
Aus der Heimat vertrieben
Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg gibt es auf der Welt über 52 Millionen Flüchtlinge, Asylsuchende und Binnenvertriebene, ein großer Teil stammt aus den Kriegsgebieten Syrien, Irak oder Ukraine. Der überwiegende Teil dieser Millionen entwurzelten Menschen sucht innerhalb des eigenen Landes bzw. bei den Nachbarländern Schutz.
Unzählige Menschen sind aber gezwungen ihre Heimat zu verlassen. Österreich, als Mitunterzeichner der Genfer Flüchtlingskonvention, bekennt sich dazu, hilfs- und schutzbedürftigen Personen und Familien, die aufgrund von Krieg und politischer Verfolgung ihr Land verlassen mussten, aufzunehmen.
Nach der Erstversorgung der Flüchtlinge in den Erstaufnahmestellen, die vom Bund betrieben werden, werden die Flüchtlinge in den Bundesländern aufgenommen und versorgt.
Flüchtlinge im Salzkammergut
300 Flüchtlinge sind derzeit im Salzkammergut untergebracht. In Bad Goisern wohnen 30 Asylwerber im ehemaligen „San Marco Haus“ der evangelischen Kirche. In Bad Ischl sind insgesamt 100 Flüchtlinge an drei Standorten untergebracht. In Grünau betreibt die Volkshilfe bereits seit sieben Jahren ein Asylwerber-Quartier, in dem derzeit knapp 30 Personen untergebracht sind. Darüber hinaus wohnen 50 Flüchtlinge im ehemaligen Hotel Rittertal in Altmünster. Hinzu kommen jetzt noch die Flüchtlingsquartiere in Laakirchen für 50 Personen und in Scharnstein für 30 Personen.
Der Verein „building bridges“ (Johannes Höglinger, Michaela Tischler und Patrick Hofer) betreibt seit Herbst 2014 in Vöcklamarkt ein gewerbliches Flüchtlingsquartier und hat zu diesem Zweck mit der eigens gegründeten „Jopami OG“ ein Gebäude gekauft. Auch ein Ebensee wurde ein passendes Haus gefunden, das der Verein bzw. die OG gekauft hat, um dort ein Zuhause für Flüchtlinge zu schaffen.
Wer ist ein Flüchtling?
Flüchtlinge sind nach der Genfer Flüchtlingskonvention (GFK) Menschen, die sich außerhalb ihres Heimatlandes befinden und die wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung eine wohlbegründete Furcht vor Verfolgung haben und den Schutz ihres Landes nicht in Anspruch nehmen oder wegen dieser Furcht vor Verfolgung nicht dorthin zurückkehren können.
Um festzustellen, ob jemand Schutz vor Verfolgung braucht, gibt es in Österreich das Asylverfahren.
Wird eine Person als Flüchtling anerkannt, ist Österreich durch internationale Abkommen verpflichtet, dieser Person Schutz zu gewähren.
Wie lange dauert ein Asylverfahren durchschnittlich?
Die Leute, die in Ebensee leben werden, sind Asylbewerber. Sie warten auf den Abschluss ihres Asylverfahrens. Es kann zwischen wenigen Monaten und mehreren Jahren dauern. Bei den Flüchtlingen aus Syrien geht das Verfahren derzeit etwas schneller.
Nach einem positiven Bescheid sind sie Asylberechtigte (d.h. der Flüchtlingsstatus ist anerkannt), innerhalb von 4 Monaten müssen sie dann aus dem Quartier ausziehen, suchen sich selber eine Wohnung und haben Zugang zum Arbeitsmarkt und auch zu Sozialleistungen (z.B. Mindestsicherung, Kinderbetreuungsgeld).
Wo werden die Flüchtlinge in Ebensee leben?
Die Jopami OG hat das Haus Langbathstraße 82 erworben und wird es in den nächsten Wochen den Vorgaben des Landes O.Ö. entsprechend adaptieren und Platz für maximal 28 Personen schaffen. Diese Personen sind dann in Ebensee gemeldet und haben hier ihren Hauptwohnsitz.
Wie viele Flüchtlinge sollen kommen?
Es ist geplant, dass langfristig 25 bis maximal 28 Personen untergebracht werden.
Wann werden die ersten Flüchtlinge kommen?
Im Mai werden in Etappen Flüchtlinge nach Ebensee kommen und dort wohnen.
Wer ist für die Zuweisung der Flüchtlinge nach Ebensee zuständig?
Die Auswahl und Zuweisung der BewohnerInnen erfolgt durch das Land OÖ.
Wie schaut die Betreuung aus?
Der Verein „building bridges“ erhält als Quartiergeber 19,- € pro Tag für jeden Erwachsenen und muss mit diesem Geld für die dementsprechende Unterbringung und tägliche Betreuung sorgen. Er stellt täglich Personal zur Verfügung, das für ein gutes Auskommen in der Unterkunft sorgt und sich um die Anliegen und Fragen der Flüchtlinge und der Nachbarinnen und Nachbarn kümmert.
Der ständige Austausch mit Gemeindepolitikern, Pfarre, Vereinen und der Bevölkerung ist wichtig, um Ängste zu nehmen und zu zeigen, dass Flüchtlinge keine gefährlichen Menschen sind, sondern Menschen, die vor Krieg und Folter flüchten mussten und unvorstellbares Leid erlebt haben.
Um die Integration zu fördern, werden auch Deutschkurse angeboten.
Ca. 6 Stunden/Woche sind die SozialarbeiterInnen der Volkshilfe (rechtliche und soziale Beratung) vor Ort.
Wie findet die Versorgung statt?
Die Unterkunft wird als Selbstversorgungsquartier geführt. Das heißt, die erwachsenen AsylwerberInnen versorgen sich selbst und erhalten dafür vom Quartiergeber pro Tag 5,50 Euro. Dadurch können sie ihren Speiseplan selbst bestimmen und haben auch eine Aufgabe, die zu mehr Zufriedenheit bei den Flüchtlingen beiträgt.
Anspruch auf weitere Leistungen, wie etwa Familienbeihilfe, Kinderbetreuungsgeld oder bedarfsorientierte Mindestsicherung haben die Flüchtlinge nicht.
Dürfen Flüchtlinge arbeiten?
Unter dem Begriff „Freiwilligenarbeit“ dürfen sie nur für Gemeinden Arbeiten erledigen, sie erhalten dafür 5 € pro Stunde und sind unfallversichert. Sie dürfen max. 110 € pro Monat „dazuverdienen“.
Wie können wir helfen und unterstützen?
Sowohl durch unser „Willkommen heißen“ und eventuell einer Mitarbeit bei der „Plattform“, als auch durch Sachspenden (Betten, Kästen, Bettwäsche, Geschirr und Hausrat, ...) – bitte bei Johannes Höglinger (Tel. 0699-175 39 000) melden.
Die Informationen stammen von der Homepage der Volkshilfe , der allgemeinen Besprechung am 23.3.2015 im Trauungssaal und vom Gespräch mit J. Höglinger am 12.4.2015
GV Franziska Zohner-Kienesberger